Wolfgang Lorenz – Wendebiografien

Joachim, zur Zeit des Mauerfalls 34 Jahre, Offizier
Mit der Vereinigung der beiden deutschen Staaten war seine Armeekarriere beendet. Er schied aus der Armee aus und wurde selbständiger Handelsvertreter. Später baute er ein Zentrallager eines großen Discounters auf und wurde danach bis zum Eintritt des Rentenalters dessen Leiter. Er wohnt in Kloster Lehnin.

Monika, zur Zeit des Mauerfalls 36 Jahre, Lehrerin
Sie war Bereichsleiterin in einer Volkshochschule. Mit der Wende wurden in den Volkshochschulen keine hauptamtlichen Lehrkräfte mehr benötigt. Sie wechselte an eine Förderschule für geistig Behinderte und absolvierte parallel zur Arbeit das für diese Tätigkeit notwendige Studium. Die Tätigkeit in der Förderschule übte sie bis zu ihrer Pensionierung aus. Sie wohnt in Bad Belzig.

Hans, zur Zeit des Mauerfalls 30 Jahre, Maschinenbauingenieur
Mit der Übernahme des LKW-Werkes in Ludwigsfelde durch Mercedes wechselte er nach Stuttgart. Später ging er über Berlin nach Ludwigsfelde zurück und ist dort Teamleiter. Er wohnt in Trebbin.

Rosika, zur Zeit des Mauerfalls 29 Jahre, Lehrerin
Die ständigen strukturellen Veränderungen im Schulwesen machten häufige Schulwechsel erforderlich. Gleichzeitig studierte sie neben der Schultätigkeit Sonderpädagogik. Jetzt ist sie Sonderpädagogin in Werder (Havel) und wohnt in Groß Kreutz (Havel).

Christina, zur Zeit des Mauerfalls 37 Jahre, Vermessungsingenieurin, Fachabschluss der Rechtswissenschaften, Damenschneiderin, Floristin
Nach der Wende war sie für eines der wichtigsten Bodenordnungsverfahren in der Stadt Potsdam verantwortlich. Parallel dazu hat sie auf verschiedenen Gebieten ihre kreativen Fähigkeiten verwirklicht. Heute ist sie Rentnerin und hilft der Tochter in ihrem Blumenladen. Sie wohnt in der Landeshauptstadt Potsdam.

Hubert, zur Zeit des Mauerfalls 51 Jahre, Wirtschaftsingenieur
Er wurde in Greifswald geboren. Nach dem Tod des Vaters heiratete seine Mutter einen selbständigen Schneidermeister mit zwei Angestellten. Damit galt er als Kapitalist und konnte nicht an der Arbeiter- und Bauernfakultät studieren. Er ging in den Westen. Nach der Wende wollte er beim Wiederaufbau mithelfen, was die Treuhand aber über weite Strecken verhinderte. Er wohnt in Brandenburg an der Havel.

Wolfgang, zur Zeit des Mauerfalls 36 Jahre, Maschinenbauingenieur
Bei der ersten Wahl der Vertrauensleute nach der Wende herrschte im Stahlwerk Brandenburg große Unsicherheit, was aus dem Betrieb werden würde. Als alle recht ratlos waren, sagte er spontan: „Wir müssen jetzt selber sagen, was wir wollen! Wie weiß ich auch nicht.“ Damit begann seine Karriere als Arbeitnehmervertreter. Später hatte er verschiedene Funktionen in der IG Metall inne. Heute ist er noch in der Kommunalpolitik der Stadt Brandenburg an der Havel aktiv, wo er auch wohnt.

Helga, zur Zeit des Mauerfalls 46 Jahre, Architektin
Sie wurde in Hamburg geboren. 1990 arbeitete sie in Westberlin und bewarb sie sich für ein Modellvorhaben, welches die Entwicklungsmöglichkeiten der Dörfer und kleinen Städte in den neuen Bundesländern untersuchen sollte. Bis zu ihrem Renteneintritt wirkte sie in Wiesenburg/Mark und wohnt heute in Bad Belzig.

Wolfgang, zur Zeit des Mauerfalls 48 Jahre, freier Dozent und Moderator
Er wurde in Garrey, einem kleinen Flämingdorf, geboren. Als Vierjähriger erbte er einen Bauernhof im Ort. Als er 11 Jahre war, flüchteten seine Eltern mit ihm in den Westen. Er wurde enteignet. Mit 13 Jahren bekam er den Bauernhof zurück, da er als Minderjähriger kein Republikflüchtling sein konnte. Nach dem Mauerfall nahm er schrittweise den Bauernhof wieder in Besitz und war sehr lange Zeit Aufsichtsratsvorsitzender der örtlichen Genossenschaft. Wolfgang wohnt wieder in seinem Geburtsort und bringt die Dorfentwicklung maßgeblich mit voran.

Eberhard, zur Zeit des Mauerfalls 49 Jahre, Offizier
Wäre der Einigungsvertrag einen Monat später in Kraft getreten, hätte er noch in den Vorruhestand gehen können. So musste er erleben, dass bei der Übernahme der Nationalen Volksarmee seine Vorerkrankung nicht einmal zur Kenntnis genommen wurde. Seit Mitte der 90er-Jahre setzt er sich sehr aktiv für die Energiewende in Deutschland ein. Er wohnt in Berlin.

Wolfgang Lorenz widmet sich in seiner Abschlussarbeit dem Transformationsprozess in Ostdeutschland nach dem Mauerfall. Auch wenn die blühenden Landschaften nicht überall zu sehen sind, ist in den letzten 30 Jahren viel passiert. Menschen aus Ost und West, die diesen Transformationsprozess gestaltet haben, was sie dabei für Höhen und Tiefen erlebt haben, sind Gegenstand der Abschlussarbeit.
Sechs Männer und vier Frauen haben ihre Lebensgeschichte erzählt und wurden in ihrem Wirkungsumfeld portraitiert. Neben den persönlichen Lebensgeschichten spiegeln die Erzählungen die Situation in Ostdeutschland nach dem Mauerfall und die Entwicklung danach sehr anschaulich wider.

Wolfgang Lorenz, Kloster Lehnin
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